Hannover sollte Trassen für die U-Bahn planen!

Ende November 2022 wurde ausführlich über die Pläne der Üstra zum Ausbau des Stadtbahn-Netzes in Hannover berichtet. Diese Planungen sind nicht ambitioniert genug, weil sie auf neue unterirdische Strecken verzichten! Durch neue U-Bahn-Tunnel ließen sich zu einem Stadtteile erschließen, bei denen für oberirdische Strecke kein Platz ist, wie Ahlem-Nord. Zum anderen wird die geplante oberirdische Ringlinie zwar die Station in der Innenstadt von umsteigenden Fahrgästen entlasten, aber langfristig sollte auch die Zahl der Fahrgäste, die direkt in die Innenstadt wollen, steigen; es wäre angemessen, den D-Tunnel endlich zu bauen!

Das Gegenargument sind natürlich die Kosten. Hannover ist bei weitem nicht die einzige Stadt, in der die Kosten des Tunnelbaus als zu hoch angesehen werden. Der Stadtrat München hat sich für seine Bewilligung von 563 Millionen € für den Vorhaltebau einer Station der U9 beim Neubau des Hauptbahnhofs deutliche Kritik der Stadtkämmerei gefallen lassen müssen. Dabei liegt München, anders als Hannover, beim Stau in Deutschland in den TOP 10, und ohne massive Investitionen in den ÖPNV wird sich das auch nicht ändern lassen. Das Auto ist ein sinnvolles Fortbewegungsmittel für Kleinstädte; aber ab einer bestimmten Bevölkerungszahl kollabiert zur Hauptverkehrszeit jedes angemessene dimensionierte Straßennetz; wer nicht ganze Bezirke planieren will, um sie durch eine Betonwüste aus Stadtautobahnen und Parkplätzen zu ersetzen, muss einen gut ausgebauten ÖPNV fordern.

Eine oberirdische Stadtbahn ist aber, mit einer Maximalgeschwindkeit von 60 km/h, für viele Pendler einfach nicht attraktiv genug. Der Stau auf dem Weg zur Arbeit müsste, für die Menschen im Umland, schon extrem sein, damit sie mit so einer Straßenbahn schneller sind als mit dem Auto. Eine U-Bahn hingegen kann auf bis zu 80 km/h beschleunigen, eine S-Bahn, je nach Typ der Züge, sogar auf bis zu 160 km/h. Mit U- und S-Bahn sind Pendler auch dann noch schneller, wenn der Stadtverkehr nicht so dicht ist. Das ist das berühmte Downs-Thompson-Paradox: Völlig unabhängig davon, ob die Stadtautobahn 4 oder 8 Spuren hat, man wird mit dem Auto in Großstädten als Pendler nie schneller sein als mit dem ÖPNV. Alle Menschen werden rational das schnellste Verkehrsmittel nehmen – aber eine Stadtautobahn kommt viel eher an ihre Kapazitätsgrenze als eine U- oder S-Bahnstrecke.

In einer perfekten Demokratie würden sich die Menschen daher auch rational entscheiden, etwas höhere Steuern zu zahlen, um den Bau von U-Bahnen zu finanzieren, damit sie weniger Zeit im Berufsverkehr verbringen müssten. Von einer politischen Debatte darüber, und über das chronische Haushaltsdefizit der meisten Kommunen, sind wir noch weit entfernt. Es ist erforderlich, dass Großstädte wie Hannover wenigsten die Planungen für den Bau von U-Bahnen weiterverfolgen, damit wir zu der Debatte über deren Finanzierung kommen können. 

Anmerkung: Die U-Bahn in Hannover schafft aktuell offenbar nur eine Maximalgeschwindkeit von 70 km/h. Im Nahverkehrsplan der Region Hannover von 2015 (!) wird dies erklärt (S. 235): „Der Fahrweg für die Stadtbahn lässt sich grundsätzlich in vier Bahnkörperarten unterscheiden:

• Straßenbündiger Bahnkörper

(vmax=50 km/h, Gleisbereich ist für Kfz überfahrbar)

• Besonderer Bahnkörper im Straßenraum

(vmax=60 km/h, eigener Bahnkörper, IV kreuzt nur an

Knotenpunkten)

• Unabhängiger Bahnkörper an der Oberfläche

(vmax=70 km/h, kreuzungsfreier Bahnkörper, Zugsicherung)

• Unabhängiger Bahnkörper im Tunnel

(vmax=70 km/h, kreuzungsfreier Bahnkörper, Zugsicherung)“

Die Liste ist wichtig, weil sich damit auch die oberirdischen Baumaßnahmen begründen lassen. Wenn man einen straßenbündigen Bahnkörper durch einen besonderern Bahnkörper im Straßenraum ersetzt, hat man schon mal eine Maximalgeschwindkeit von 10 Stundekilometern mehr. Das ist nicht viel, aber im gesamten Netz summiert sich das, und führt hoffentlich dazu, dass man dann mit der Stadtbahn schneller ist als mit dem Auto. Gerade deswegen wäre aber auch zu klären, wieso man in Hannover im einem unabhängiger Bahnkörper im Tunnel nur 70 Stundenkilometer maximal fahren kann, wieso nicht 80, wie in anderen Großstädten. 

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