Diskussionspapier
Für die Debatte darüber, wie es mit dem Steinweg 25 weiter gehen soll, fehlen noch entscheidende Informationen. Abhängig davon, was ein Nutzungskonzept und die Aussagen des Denkmalschutzes ergeben werden, stelle ich mit diesem Blogeintrag verschiedene Varianten zur Diskussion.
Zum Glück hat sich die Kommunikation zu dem Thema verbessert. Am 8. November 2022 erschien ein Artikel in der Calenberger Zeitung (Online bei der HAZ); deswegen wissen wir jetzt, dass sich seit August nichts Nennenswertes getan hat. Es ist bekannt, dass es einen städtebaulichen Vertrag geben soll, aber es lässt sich derzeit kaum sagen, was darin wohl stehen wird. Auch im Rat der Stadt Gehrden können wir derzeit nicht über die Zukunft des Grundstückes debattieren. Es fehlt insbesondere eine öffentliche Aussage der Denkmalschutzbehörde, welche Bestandteile des Gebäudes erhalten werden sollen.
Falls die Denkmalschutzbehörde darauf einlassen sollte, dass nur ein Teil der Bausubstanz erhalten werden muss, dann bestände die Möglichkeit, das Gebäude komplett abzureißen und, unter Wiederverwendung der erhaltenswerten Bestandteile, neu aufzubauen. Ich fände diese Option interessant, weil sich dann die Sichtlinie von der Hornstraße Richtung Osten öffnen ließe. Wie auf dem beigefügten Foto zu erkennen ist, läuft man, wenn man aus der Hornstraße kommt, direkt auf die Wand des Gebäudes zu; ich denke, es wäre besser, wenn man stattdessen auf die West- und Südseite der Kirche blicken würde. Dafür müsste man den Grundriss des Gebäudes am Steinweg 25 verkleinern. Ohne eine Visualisierung lässt sich aber nicht wirklich sagen, wie die Sicht aus der Hornstraße dann wirken würde.

Natürlich ist ein 3-stöckiges Gebäude, das ganz oder teilweise als Fachwerkhaus gebaut ist, historisch nicht mehr original. Es ist aber zumindest insofern authentisch, dass man schon vor Jahrhunderten 3-stöckige Fachwerkhäuser gebaut hat. Gehrden war damals nur halt ein Dorf, bei dem es keinen Anlass gab, ein nicht-öffentliches Gebäude so hoch zu bauen. Das einzige hohe Gebäude ist natürlich die benachbarte Kirche. Ein an dem historischen Baustil orientierte Neubau am Steinweg 25 wäre, selbst mit 3 Stockwerken, noch deutlich unter der Höhe des Kirchturms vom 32,8 Meter (Wikipedia); und da dessen Grundfläche kleiner ist, als das Bestandsgebäude, würde er trotzdem nicht zu massiv wirken. Ob der kleine Platz vor dem Hauptportal der Kirche stärker verschattet würde, wenn das Gebäude am Steinweg 25 zwar höher wäre, aber auch eine kleine Grundfläche hätte, kann ich nicht beurteilen.
Zur Gestaltung des Gebäudes würde ansonsten vorschlagen, die weißen Außenwände beizubehalten. Es ließe sich vollständig als Fachwerkhaus bauen, oder im Erdgeschoss ließe sich die Außenwände aus Ziegeln errichten (wie der bisherige nördliche Teil des Gebäudes). Die Idee wäre dabei natürlich, möglichst viele Bauteile und Materialien aus dem historischen Gebäude weiter zu verwenden, und dazu müsste man, wie gesagt, wissen, was die Denkmalschutzbehörde dazu sagt.
Ein Vorteil eines Neubaus wäre sicherlich, dass man dabei die beabsichtigte Nutzung des Gebäudes berücksichtigen kann. Das ist aber der andere Punkt, bei dem notwendige Informationen fehlen; wir brauchen erst Mal ein Nutzungskonzept, was sich für eine Gewerbeimmobilie am Steinweg 25 überhaupt realisieren lässt. Eine Geschäftsfläche an der Stelle ist wegen der komplizierten Anlieferung und den fehlenden Parkplatzen sicherlich schwierig. Außerdem gibt es in der Fußgängerzone keinen Mangel an Gewerbeflächen; sicherlich ließe sich eine derart zentral gelegene Immobilie vermieten, aber dafür stände dann an anderer Stelle der Fußgängerzone eine Gewerbeimmobilie leer.
Wenn ich derzeit gefragt würde, für was die Immobilie genutzt werden sollte, dann würde ich vorschlagen, dort eine Arztpraxis unterzubringen. Da ich aber verständlicherweise keine Ahnung davon habe, wie groß der Platzbedarf einer Arztpraxis genau ist, weil mich der Immobilienmarkt ansonsten nicht interessiert, müsste ich dafür ein Nutzungskonzept haben. Ich persönlich würde ja eine öffentliche Nutzung vorziehen; die Stadt Gehrden könnte am Steinweg 25 das Standesamt unterbringen, damit sich die Hochzeitsgesellschaften in Zukunft auf dem Marktplatz versammeln (und nicht mehr auf dem kleinen Platz vor dem Rathaus). Bei einem Neubau (unter Weiterverwendung vorhandener Baumaterialien) ließe sich im Erdgeschoss ein entsprechend großer und heller Raum schaffen, und das Obergeschoss ließe sich ggf. für das Stadtarchiv nutzen. Eine solche öffentliche Nutzung wäre aber wahrscheinlich zu teuer, wenn die Stadt Gehrden das Gebäude von den Investoren mieten würde; sie müsste also ihr Vorkaufsrecht wahrnehmen und selbst bauen (oder umbauen).
Ob sich der Rat der Stadt Gehrden unter den geänderten Umständen jedoch darauf einlassen würde, das Vorkaufsrecht wahrzunehmen, ist fraglich; zu einem hat die Stadt bekanntlich kein Geld und wird in absehbarer Zeit, wegen der unvermeidbaren Kosten für den Neubau von Schulen, wohl tatsächlich echte Schwierigkeiten mit ihren hohen Schulden kriegen, zum anderen ist es fraglich, ob die CDU, die ja jetzt den Bürgermeister stellt, ein solches Vorgehen mittragen würde, wenn einer der Käufer ein wichtiger CDU-Politiker aus der Gegend ist.
Die andere Möglichkeit ist natürlich die, dass sich die Denkmalschutzbehörde nicht darauf einlässt, nur einen Teil der Bausubstanz zu erhalten, sondern darauf besteht, dass das bestehende Gebäude saniert wird. In dem Fall würde das mit der Nutzung sicherlich noch etwas schwieriger werden. So oder so will ich an dieser Stelle aber ein Fachwerkhaus erhalten. Wenn die Denkmalschutzbehörde den kompletten Abriss erlauben würde, dann wäre es besser, das Gebäude am Steinweg 25 ersatzlos abzureißen und die Fläche zur Erweiterung des Marktplatzes zu nutzen, natürlich mit einer räumlichen Abtrennung zum Vorplatz des Kirchportals.