Neue Kreisstraße als Ostumgehung?
In einem früheren Artikel hatte ich die Problemlage mit dem Verkehr zum Krankenhaus und im Gewerbegebiet Gehrden-Ost erläutert. In beiden Fällen würde eine mögliche Maßnahme zur Lösung einen Eingriff in ein Landschaftsschutzgebiet erfordern, welcher durch die Regionsversammlung beschlossen werden müsste. Beim Blick auf die Karte liegt die Überlegung nahe, die beiden Maßnahmen zu kombinieren und eine neue Kreisstraße vom Krankenhaus aus südlich und östlich an Gehrden vorbei zum Gewerbegebiet Gehrden-Ost zu führen.
Der nächste Schritt ist diese Straße weiter bis zur B65 im Norden zu führen. Dies wäre eine vollständige Ostumgehung der Stadt Gehrden für den Autoverkehr; außerdem würde der Verkehr zwischen der B217 zur B65 gar nicht mehr durch den Kreisel an der Kreuzung von Stadtweg und Ronnenberger Straße (nördlich der Esso-Tankstelle) fahren, so dass auch hier mit einer klaren Entlastung zu rechnen wäre.
Solche Umgehungsstraßen sind in der Verkehrsplanung üblich. Die Ortschaften von Everloh bis Nordgoltern vom Durchfahrtsverkehr zu entlasten ist das wichtigste Ziel des im Bundesverkehrswegplan vorgesehenen Ausbau der B65. Das gleiche gilt in Bezug auf Weetzen mit dem erfolgten Ausbau der B217, und in Barsinghausen mit der K241. Den gleichen Vorteil hätte man natürlich in Gehrden. Die bisherige Kreisstraße durch den Ort (K230, Schulstraße/Stadtweg) wäre vom Verkehr entlastet, man könnte ggf. dort (in Teilen) Tempo 30 einführen. Allerdings besteht hier m.E. kein aktueller Handlungsbedarf. Die gegenwärtige Belastung durch den Verkehr auf der Schulstraße ist nicht so hoch, dass man dringend etwas machen müsste. Eigentlich wäre eine Ostumgehung ein ‚nice to have‘, über das man in 10 oder 15 Jahren mal diskutieren könnte – nur, wenn das Gewerbegebiet Gehrden-Ost um die zur Debatte stehenden Flächen erweitert wird, dann fällt diese Option für eine Ostumgehung natürlich weg. Deswegen sollte dies vorher diskutiert werden.
Wie der Karte zu entnehmen ist, wäre in diesem Fall noch ein weiterer Eingriff in eine Landschaftsschutzfläche erforderlich. Wie in den beiden anderen Fällen auch (die in dem früheren Artikel genannt wurden), würde dieser Eingriff aber nur den Rand des Landschaftsschutzgebietes betreffen. Insgesamt gehen dadurch keine Flächen für den Landschaftsschutz verloren. Soweit ich weiß ist es gesetzlich vorgesehen, dafür an anderer Stelle Ausgleichsflächen schaffen, und man könnte den Wald am Gehrdener Berg Richtung Westen oder das Feuchtbiotop entlang der Ronnenberger Straße Richtung Süden vergrößern.
Die Region Hannover braucht mehr Wohn- und Gewerbeflächen, da führt kein Weg daran vorbei. Sicherlich sollte man es nach Möglichkeit vermeiden, Flächen für den Autoverkehr zu verbrauchen; aber wenn man eine solche neue Kreisstraße zugleich als Verkehrsanbindung für neue Gewerbe- oder Wohngebiete nutzt, dann ist der Verbrauch an Acker- und Grünflächen kein Gegenargument. Schließlich würden diese Flächen auch verbraucht, wenn andere Gemeinden Baugebiete ausweisen.
Das Problem mit den Gewerbeflächen in Gehrden-Ost (und eine Lösungsmöglichkeit)
Durch die vorgeschlagene Ostumgehung ließen sich außerdem die Befürchtungen entkräften, dass es durch die Ansiedlung von Regiobus zu einer stärkeren Belastung des Kreisels an der Kreuzung von Stadtweg und K230 / K231 kommen würde. Das Gegenteil wäre der Fall, weil der Verkehr zwischen B217 und B65 gar nicht mehr durch dieses Kreisel fahren würde. Auch das Problem mit dem Verkehr im Gewerbegebiet Gehrden-Ost wäre auf diese Weise gelöst; es gäbe eine zweite Anbindung der Heinrich-Goebel-Straße nach Osten an die Ronnenberger Straße.
Dies sind aber nicht die wesentliche Punkte der Debatte um die Ansiedlung von Regiobus. Die verkehrspolitischen Probleme ließen sich sicherlich auch auf andere Weise lösen. Das schwerwiegende Problem ist ein anderes: Die Planungen, die Regiobus bislang vorgenommen hat, ignorieren weitgehend die Interessen der anliegenden Gewerbetreibenden! Manche von ihnen planen schon seit 15 Jahren, sich zu erweitern – und jetzt sagt Regiobus, dass sie fast die ganze Fläche benötigen, so dass die bestehenden Gewerbetriebe entweder auf eine Expansion ganz verzichten müssen, oder sich deutlich einzuschränken hätten.
Ich denke nicht, dass man sich so eine Art von Vertrauensbruch als Kommunalpolitiker erlauben sollte. Die Gewerbetreibenden zumindest fühlten sich von dem Vorgehen von Regiobus überrumpelt und hatten mich (sowie die Vertreter alle Fraktionen im Rat) kontaktiert, und die Fraktionsvorsitzenden von CDU und Grünen auf ihre Seite gezogen – deswegen sind wir jetzt in der verfahrenen Situation.
Wenn man die Erweiterungsflächen für das Gewerbegebiet Gehrden-Ost jedoch durch die hier vorgeschlagene Straße erschließen würde, dann wäre südlich der aktuellen Bebauung Platz für weitere Gewerbeflächen. Damit wäre genug Platz für die anliegenden Gewerbetreibenden, ihre Expansionspläne umsetzen und für Regionbus, um den Betriebshof zu bauen.
Wenn die Region Hannover den Betriebshof von Regiobus an diesem Standort in Gehrden haben will, dann sollten weder die Kosten für den Bau einer solchen Kreisstraße, noch die damit verbundenen kleineren Eingriffe in den Landschaftsschutz ein Problem darstellen. Als Kommunalpolitiker kann man dies durchaus zur Voraussetzung für die Zustimmung zu dem Bebauungsplan machen, den Regiobus für den Betriebshof benötigt.
Wäre dies ein funktionierender Kompromiss?
Dieser Kompromiss ist natürlich nicht ohne Voraussetzungen. Angenommen, dass die südliche Fläche überhaupt zu erwerben ist, müsste Regiobus bereit sein, das Betriebsgelände auf zwei Flächen aufzuteilen: Die nördliche mit den Werkstätten, Parkplätzen und Ladestationen für die Elektrobusse, und die südliche mit den Verwaltungsgebäuden. Dort wäre dann auch noch ggf. Platz für die Betriebskita, die ursprünglich vorgesehen war und bei der aktuellen Planung von Regiobus aus Platzgründen wieder entfallen ist. Die Verbindung zwischen diesen beiden Flächen ist ein kurzer Fußweg, der am Regenwasserrückhaltebecken vorbeiführen würde, was sich sicherlich als Park gestalten ließe. Falls sich Regiobus auf diesen Vorschlag nicht einlassen würde, dann müsste man ehrlich sagen, dass die Fläche im Osten von Gehrden für den angedachten Betriebshof letztlich zu klein ist. Ein Betriebshof mit ca. 35.000 m² ist machbar, aber wenn Regiobus eine große, geschlossene Fläche von 70.000 m² braucht, dann wäre der Betriebshof an dieser Stelle nur realisierbar, wenn einige anliegenden Gewerbebetriebe auf eine schon lange geplante Expansion verzichten – was als Kommunalpolitiker ziemlich schwer zu vertreten ist. Schließlich kann man für Regiobus auch eine andere Fläche in der Gemeinde Gehrden oder Ronneberg suchen, die bestehenden Gewerbetriebe sind jedoch zur Erweiterung auf anliegende Flächen angewiesen. Ich erachte einen Kompromiss für möglich, dazu müsste ich jedoch erst einmal eine Stellungnahme von Regiobus (und der Region Hannover) zu diesem Vorschlag erhalten. In einem Gespräch am 28.9. waren die Gewerbetreibenden zumindest diskussionsbereit, sie gingen jedoch nicht davon aus, dass sich Regiobus und die Region Hannover darauf einlassen würden.
CDU und Grüne habe hingegen keine Anstrengungen unternommen, nach einem Kompromiss zu suchen. Dabei spielt offenbar auch eine grundsätzliche Ablehnung eines weiteren großen Betriebes in Gehrden (neben dem Krankenhaus) eine Rolle. Aber diese Einstellung ist inakzeptabel. Alle demokratischen Parteien sind sich grundsätzlich einig darin, dass wir die Energiewende brauchen, was beinhaltet, dass Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmotor so bald wie möglich von den Straßen verschwinden müssen. Konsequent heißt das, dass Regionbus auf Elektro- (oder Wasserstoff-) Busse umstellen muss. Ein vollständiger Neubau des Betriebshofes bietet sich an, da der bisherige Betriebshof in Eldagsen in der Region Hannover zu abgelegen liegt. Der vorgeschlagene Standort in Gehrden-Ost ist wegen der zentralen Lage im Südwesten von Hannover interessant, und gehört sicherlich in die engere Wahl. Mir ist bislang allerdings nicht klar, wieso nicht auch ein Standort in Ronnenberg in Frage kommen sollte. In Weetzen oder Ronnenberg wäre immerhin ein S-Bahn Anschluss vorhanden, was das Pendeln für die MiterarbeiterInnen von Regiobus etwas einfacher machen würde. Falls von der Region Hannover oder Regiobus in dieser Situation kein Entgegenkommen zu erwarten ist, dann wäre ein Standort für Regiobus in Ronnenberg sicherlich die bessere Wahl.
Ich bin auf jeden Fall bereit, die Suche nach einem Kompromiss weiter zu verfolgen. Wenn sich die Region Hannover bereit zeigen würde, eine Ostumgehung für Gehrden als neue Kreisstraße zu bauen, dann wäre das natürlich ideal. Dies ließe sich als Grundlage für ein Stadtentwicklungs- und Gewerbeflächenkonzept nehmen, welches in Gehrden bislang fehlt.
Ein Kommentar zu „Alternatives Konzept für Regiobus“