Der Kirchenvorstand der Margarethengemeinde hat ja bereits im Januar den Entwurf für einen Neubau am Steinweg abgelehnt.
Mit guten Grund. Die Kirche ist Teil des öffentlichen Lebens; Hochzeits-, Konfirmanden- und Trauergesellschaften, sowie die Gottesdienstbesucher (zumindest an Weihnachten und Ostern) haben eine starke Tendenz sich vor der Kirche zu versammeln. Schon jetzt wirkt der Raum vor der Kirche eher beengt, da die Sichtlinie nach Westen von dem Haus am Steinweg 25 versperrt wird.
Im Allgemeinen ist es keine gute Idee, historische Fachwerkhäuser abzureißen – gerade um sie zu erhalten, werden sie ja unter Denkmalschutz gestellt. In diesem speziellen Fall ist ein Abriss und Neubau sogar eine sehr dumme Idee. Ein Neubau in gleicher Größe würde keinen Sinn ergeben, ein größerer Neubau hingegen das öffentliche Leben an der Kirche unnötig einschränken. Und selbst aus den Interessen des Eigentümers heraus beibt fraglich, ob ein Neubau Sinn machen würde: Leerstehende Geschäftsflächen gibt es nämlich noch an anderer Stellen in der Gehrdener Innenstadt, so dass sich die Frage stellt, ob überhaupt noch ein entsprechender Bedarf an Geschäftsflächen besteht. An der Ecke Gartenstraße/Steinweg soll ja auch ein Wohn- und Geschäftshaus entstehen.
Wenn schon ein Geschäftshaus abgerissen und neu gebaut werden soll, dann der große, unansehnliche Bau am Steinweg 17/19/21. Die Geschäfte, die derzeit dort ihre Läden haben, könnten in die Leerstände an andere Stelle in der Fußgängerzone umziehen, und durch den Abriss diese Hauses würde die Innenstadt nicht nur ästhetisch gewinnen, es wäre dann auch tatsächlich ein Neubau möglich, der den Platzansprüchen z.B. einer Supermarktkette genügen würde. Allerdings hat Rewe ja gerade erst in der Nordstraße neu gebaut, so dass in nächster Zeit kein Bedarf an einer entsprechend großen Fläche bestehen würde; und kleine Flächen gibt es, wie gesagt, ja noch genug.
Wie also weiter? Ein Abriss und Neubau ist nicht nur aus grundsätzlichem Argument des Denkmalschutzes abzulehnen, sondern auch aus dem berechtigten Interessen der Kirche heraus. Eine Neuvermietung in der bestehenden Form ist eher unwahrscheinlich, zumindest wenn es nicht ein für Geschäftsleute überzeugendes Argument geben, warum das Haus am Steinweg 25 besser ist als z.B. die leerstehenden Geschäftsflächen am Steinweg 18. Falls es ein solches Argument gibt, wurde es in der Debatte bislang nicht genannt.
Es bleibt also nur die Option übrig, dass sich die Stadt und alle an dem Erhalt des Gebäudes interessierten Bürgerinnen und Bürger zusammentun und gemeinsam nach einer Möglichkeit für Erhalt und Sanierung des Hauses suchen. Dies wurde 2015 auch bereits als Petition vorgeschlagen, die allerdings an zu geringer Beteiligung gescheitert ist.
Falls sich für eine Sanierung nicht genug finanzielle Mittel finden ließen (die allerdings ggf. durch Bürgerbeteiligung wettgemacht werden könnten), dann bliebe nur als letzte Option auf den Denkmalschutz zu verzichten und das Haus abzureißen. Dann käme allerdings ein Neubau nicht in Frage. Ein Bedarf an weiteren Geschäftsflächen besteht in der Innenstadt in absehbarer Zeit nicht; hingegen würde die Innenstadt durch das Öffnen der Sichtlinie von der Kirchstraße Richtung Hornstraße und die zusätzliche Fläche vor den Hauptportal der Margarethenkirche klar gewinnen.